Die Anfänge der Kneipp-Therapie liegen in den Wasseranwendungen. Der so genannte "Wasserdoktor" entwickelte im Laufe seines Lebens 120 verschiedene Anwendungen, die die Selbstheilungskräfte aktivieren und damit den Organismus gesundheitlich positiv beeinflussen. Das Kneippen im Kneippbecken ist wohl die bekannteste Wasseranwendung in Kneipps Hydrotherapie.

Dafür bestehen – vor allem im Kneippland Unterallgäu – jede Menge Tretanlagen. Aber auch zuhause und ohne Kneippanalge kann gekneippt werden (mehr zum Kneippen weiter unten). Kneipps Wasseranwendungen reichen von kalten Güssen und Waschungen bis hin zu Wechselduschen, Inhalationen und heißen Vollbädern.

Heutzutage sitzen wir zu viel und bewegen uns zu wenig. Kneipp empfahl vor etwa 150 Jahren moderate und regelmäßige Bewegung, um die körperliche Funktion des Organismus optimal zu fördern. Kneipp ließ seine Patienten Hausarbeit als Bewegungstherapie verrichten, aber auch Spaziergänge und Wanderungen standen auf dem Programm. Wichtig war und ist dabei, dass Bewegung in einem gesunden Maß ausgeführt wird. Deshalb ist exzessives Training nicht an vorderster Stelle. Moderates Training in Form von Fahrradfahren, Schwimmen oder Gymnastik hingegen ist die richtige Herangehensweise.

Regelmäßige Bewegung fördert den Stoffwechsel, baut Stress ab und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Die Bewegungstherapie nach Kneipp wird individuell angepasst, je nach Alter, Situation und beruflicher Belastung. Moderate Bewegung lässt sich in den Alltag leicht integrieren, indem man beispielsweise die Treppe nimmt anstatt des Aufzugs oder den Arbeitsweg zu Fuß geht, anstatt mit der Bahn zu fahren. Verschiedene Sportarten können nach Belieben mit in den Alltag eingebunden werden.

Die gesunde und bewusste Ernährung ist die Basis für ein gesundes Leben. Das hat auch Kneipp vor 150 Jahren erkannt und darauf aufmerksam gemacht. Dabei gibt es keine Regeln und Verbote, sondern Kneipp setzt auf Ausgewogenheit und das richtige Maß durch die eigene Intuition. Eine möglichst vollwertige und natürliche Ernährung mit einem ausgewogenen Verhältnis aller Nährstoffe sorgt für ein persönliches Wohlgefühl und die optimale Leistungsfähigkeit des Körpers. Mit einer gesunden Ernährung sind wir fitter, ausgeglichener und motivierter. Zudem ist es förderlich, regelmäßig zu essen und bei Sättigung mit dem Essen aufzuhören. Der Genuss steht im Vordergrund, wie auch das achtsame Essen und das für jedermann individuelle Wohlfühlgewicht. Daher sollten überwiegend frische, natürliche und pflanzliche Lebensmittel verzehrt werden. Tierische Nahrungsmittel sind in Maßen zu genießen. Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und künstliche Aromen sowie zugesetzter Zucker schädigen außerdem unseren Darm und Organismus. 

Tipps zu einer ausgewogenen Ernährung: 

• Reichlich Trinken: Kneipps Empfehlung waren 1,5 - 2 Liter am Tag, am besten Wasser oder Tee
• Reichlich Gemüse und Obst: Sollte täglich in den Speiseplan miteingebaut werden. Sie bieten dem Körper Mineralstoffe und zusätzliches Wasser
• Vollkornprodukte bevorzugen: Das volle Korn versorgt den Körper mit Energie und Nährstoffen
• Tierische Lebensmittel in Maßen 
• Ausreichend gesunde Fette: Bevorzugt werden sollten Nüsse, Samen und Ölfrüchte, wie Avocado und Oliven. Tierische Fette sollten aufgrund ihrer gesättigten Fettsäuren in Maßen verzehrt werden. Auch ist das Würzen von Speisen mit Kräutern vorzuziehen, anstatt Mengen an Pflanzenölen.
• Genussmittel meiden: Alkohol, Kaffee und Nikotin 

Pfarrer Kneipp nutzte zu seiner Zeit Pflanzen und Heilkräuter als Arzneimittel. Nach und nach sind diese in den Hintergrund gerückt, als immer mehr Medikamente der modernen Medizin auf den Markt kamen. Doch Heilpflanzen sollten auch heute noch regelmäßig innerlich und äußerlich eingesetzt werden. Vor allem bei kleineren Beschwerden, wie im Magen-Darm-Trakt, an der Haut oder den Nieren kann die natürliche Pflanzenkunde wahre Wunder bewirken. Auch zur Vorbeugung und Gesunderhaltung sind Heilpflanzen mit ihren zahlreichen Inhaltsstoffen wirksam.

Das Lieblingskraut von "Kräuterpfarrer" Kneipp war Arnika, das er vor allem äußerlich bei Prellungen, Insektenstichen und vielem mehr anwandte. 
Kneipps Wissen über die Kräuterkunde ist auch die Basis für die Kneipp-Produkte, die heute in Super- und Drogeriemärkten zu finden sind. 
Heilkräuter können zur innerlichen Anwendung in Form von Tee, Saft oder Tabletten sowie zur äußerlichen Anwendung als Öl, Salben und Badezusätzen genutzt werden. Zudem verströmen die Aromen Wohlgerüche, die – je nach Pflanzenextrakt – entspannend oder anregend wirken können.

Zu Zeiten Kneipps gab es noch keine Entspannungstechniken oder die moderne Psychologie. Damals wurde vieles spirituell betrachtet. Die Ordnungstherapie sieht vor, eine bewusste Lebensführung zu erhalten mit innerer Harmonie und Stabilität. Ziel ist es, Körper, Geist und Seele in Balance zu bringen mit einem Gleichgewicht an Anspannung und Entspannung. Körperliche und seelische Gesundheit gehören zusammen und sind nach Pfarrer Kneipp nicht voneinander trennbar. Auch können wir nur wahre Gesundheit erlangen, wenn wir uns regelmäßig Zeit für uns nehmen und Struktur in unser Leben bringen.

Wir profitieren davon, weil uns Strukturen, wie auch regelmäßige Mahlzeiten und Bewegung Halt und Sicherheit geben. 
Mit einer ausgeglichenen Lebensordnung strukturieren wir unser inneres und äußeres Leben. Dadurch steigert sich unsere Lebensenergie und wir erhalten mehr Ausgeglichenheit in unserem Umfeld.
Die Ordnungstherapie ist also das Zusammenspiel zwischen den anderen vier Säulen (Wasser, Bewegung, Ernährung, Pflanzen).